1943-45: In der Fremde


 

Wir sind keine richtigen Menschen


In Arnsberg ging das Leben nun seinen gewohnten Gang, soweit das im Krieg überhaupt möglich war. Ich musste dort zur Schule gehen, die Gelsenkirchener Schulen waren geschlossen worden. Nur 1/2 Jahr lang war ich dort I-Männchen gewesen. Privatunterricht hatte ich für ein paar Monate gehabt, aber der wurde nicht anerkannt. 

Er war aber so gut und ich war auch begabt genug, dass ich selbst nach vielen Monaten ohne Schulunterricht den Arnsberger Kindern noch um einiges voraus war - ich war mir dessen gar nicht bewusst -, und von den Lehrern dafür gelobt wurde, was mich als "Fremde" bei den Mitschülern natürlich nicht beliebt machte. 

 Foto: Marlies als Schulkind mit der Schiefertafel


Überhaupt hatten wir dort kein leichtes Leben. In dem Beamtenstädtchen galten nur waschechte Arnsberger als Menschen. Wir wurden so misstrauisch angesehen wie damals auch die Sinti und Roma. Deshalb wurde uns selten Hilfe zuteil, die man in diesen Notzeiten weit weg von der Heimat so dringend brauchte. 

Bloß die Besitzerin eines kleinen Lebensmittelladens in der Jägerstraße behandelte uns mit Selbstverständlichkeit so freundlich und höflich, wie sie auch ihre anderen Kunden bediente. Später erfuhr ich, sie sei sehr als fromm bekannt gewesen. . . . "Wir waren Fremde, und du hast uns geholfen .."


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