1943-45: In der Fremde

Möhren mit Mettwurst

Wenn wir dann glücklich im tiefen, einsamen Wald angekommen waren, meist in Gruppen zu mehreren Familien, fühlten wir uns sicher: die dichten, harzig duftenden Nadelbäume verbargen uns in ihrer Dämmerung, - mehr als der luftig durchsichtige Laubwald. 

Wir setzten uns zwischen die hochragenden Tannenstämme in die Mulden auf den weichen Waldboden und deckten noch große Tannen- und Fichtenäste als Dach darüber ... die Quellen murmelten so friedlich, als wüssten sie nichts von dem schrecklichen Kriege, die Welt war heil. 

Um unser mitgebrachtes Essen aufzuwärmen, machten wir kleine Holzfeuer am Waldrand, die bei den ersten Anzeichen von Tieffliegeranflug schnellstens mit Erde zugeworfen wurden, um dem Flugzeugen keinen Hinweis zu bieten. Der Holzrauch - sein Wohlgeruch bleibt mir unvergesslich! - schlug natürlich in den Kochtopf hinein. 

Und so schmeckte dann einfach alles nach Rauch. Meine Mutter hatte deshalb die tolle Idee, fast immer Möhren-Kartoffel-Eintopf mit ein paar Mettwurststückchen darin zu kochen. "Denn", so sagte sie, "dann denkt man eben, der Rauchgeschmack kommt von der geräucherten Mettwurst." Das war schon ein genialer Einfall! 

Foto: 
Das dunkle Band der Ruhr ist von vielen wassergefüllten Bombentrichtern verformt, der Viadukt über dem Fluss eingestürzt. Am rechten Bildrand oben sieht man den Schlossbergtunnel, in den am 15. März 1945 bei einem Angriff auf den Viadukt viele Soldaten geflüchtet waren, weil er als bombensicher galt. 28 Menschen starben. Aus Entscheidung an Rhein und Ruhr

Am 19. März 1945 gegen 11 Uhr vormittags wurden von englischen Lancaster-Bombern die schwersten Sprengbomben des 2. Weltkriegs auf Arnsberg abgeworfen, Grand Slam und Tall Boys, fast 120 t TNT! Endlich, endlich, nach vielen Fehlversuchen, wurde der Viadukt getroffen und zerstört: ein Pfeiler und 2 Brückenbogen stürzten ein. Im Walde hörte man den Treffer nur als ein Rauschen, ein paar Sekunden lang. Es war für uns wie eine Erlösung.