Die Gesellschaft


Fronen und feiern

Sämtliche Einwohner von Marnach und der zugehörigen Ortschaften  waren leibeigene Schaffleute. Sie waren mit Leib und Leben  Eigentum der Herrschaft, der auch ihre Kinder gehörten. Sie wohnten  also nicht in einer freien Gemeinde: die Bewohner besaßen ihr Häuschen und die Felder nur leihweise. Sie konnten ihre Güter nicht verpfänden oder verkaufen. Sie durften nicht die Gemeinde verlassen und anderswo Fuß fassen. Sie durften auch nicht heiraten ohne die Einwilligung ihres Oberherrn.

Im Gegensatz zur Herrschaft hatten die Leibeigenen kaum Mußestunden. Sie mussten Frondienste leisten, d.h. tagtäglich neben ihren eigenen Pflichten für ihren Herrn im Stall und auf den Feldern schwer arbeiten. Das waren die "Handdienste". Außerdem waren "Spanndienste" zu leisten, das heißt, mit ihren Pferdegespannen mussten die Bauern Holz, Dünger, Getreide, Feldfrüchte und andere Güter für die Herrschaft transportieren. Dazu gehörten auch Holz für den Galgen und für den Scheiterhaufen bei Hinrichtungen. 

                                                                                                       
Abbildung: Tanzendes Paar, Albrecht Dürer




Für die Bauern gab es selten Feiertage, vielleicht an Kirchweih oder an bestimmten Heiligenfesten des Jahres, an denen dem Hofmeier als Vertreter der Herrschaft die Abgaben präsentiert werden mussten. Der Hofmeier  revanchierte sich dann manchmal mit einem Essen und Musik und Tanz, die er auf Kosten des Grundherren den Leuten spendierte. Dann erklangen wie auch bei Hochzeiten, Kirmes oder Jahrmarkt einfache Liedchen und ein paar derbe gefiedelte Tanzweisen und Dudelsack und Drehleier. 

 

 

 

Abbildungen: Fiedler (oben), Dudelsack (links) und Drehleier (rechts)

Music Video on youtube: Wild celtic fiddle piece
http://www.youtube.com/watch?v=O2tj_zC_XX4 

Listen to this loud!! This is a live studio recording: Heath on fiddle, Joe and Alan on guitars, Lynne on bodhran, Mark on harp and Paul on Bass. We're called "Slainte" and we are based in the UK - visit our site here: http://www.celtmusic.co.uk

christ almighty - complete the scene by bringing them out a bottle of whiskey each and maybe then they'd stop. absolute murder


 

 

 

Musik auf den Landsitzen der Herrschaft war z.B. der von einem Saiten-Instrument begleitete Minnesang ... 

 

... und die festlichen Schreit- und Springtänze : 

die Pavane im geraden Takt, gespielt von einer Handvoll Musikern, wurde feierlich geschritten in der Art, wie Pfauen (span. pavo, Pfau) stolzieren. 

Dann folgte in der gleichen Tonart als Nachtanz 
die lebhafte Galliarde (ital. gagliarda, rasch), im 3er-Takt gesprungen

 

 

Diese "Tanzmusik" wurde mit den Jahren immer reichhaltiger, es entstand daraus später die Suite, eine Folge (Suite) von Tänzen. 

Abbildungen: 
Lautenspieler, 

Höfischer Tanz
Tanzlied "Die Megdlein sind von Flandern"


2mal jährlich an den sogenannten "Schafftagen" mussten die Bauern eine Abgabe in Geld, Getreide und Hühnern entrichten, die sog. Schaffrente. Die Abgabe am 1. Mai (Fest des hl. Philipp und Jakob) hieß Maischafft, die am 1. Oktober (Remigius) hieß Herbstschafft. Der Gerichtsbote musste die Schafft eintreiben, und " solle der bott uft den garten hieseits des weges stehen und drey mahll ruffen den schafft zu heben, da sie dann alszgleich kommen." 

Konnte einer der Bauern wegen Alter, Armut, Krankheit seine Fronarbeit nicht mehr schaffen, oder konnte er sein Haus nicht mehr ordentlich verwalten, so fiel die Vogtei (das von einem Verwalter beaufsichtigte Anwesen, dem Bauern nur zum "Nießbrauch" überlassen, aber keineswegs sein Eigentum) an den Schlossherrn. Nach 3 Aufrufen des Sonntags vor der Pfarrkirche wurde das Haus dann an einen anderen übergeben.

Im Jahre 1605 musste der Hof Marnach abliefern
197 Gulden, 12 Stüber, 9 Denar / 6 Malter Korn / 5 Malter 9 Sester Hafer / 101 Hühner.


Bild oben: Eine Bauernfamilie um 1600 (Louis Le Nain, +1648 in Paris) 

Das Bauernhaus bestand meist nur aus einem einzigen Raum mit lehmverputzten Wänden. Möbel gab es kaum. Im Abendschein sitzt hier die Familie zusammen, bei einer Schüssel Suppe mit einem Stück Brot, einem Glas Wein. Man erzählt Geschichten, die Kinder spielen, der älteste Junge pfeift eine Melodie auf einer selbstgeschnitzten Flöte.

 


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