Die Gesellschaft


Feudalismus

Das Feudalsystem, das sich im Spätmittelalter aus dem Lehnswesen entwickelt hatte, war gekennzeichnet durch die Vorrangstellung jener feudalen Gruppen, welche die Macht und das Kapital besaßen, das ihnen die "feudale" Lebensführung gestattete. Einige wenige hatten das Verfügungsrecht über Grund und Boden und die Verfügungsgewalt über die dort lebenden Menschen. Entscheidend gefördert wurde dies System durch die von der Kirche propagierte angeblich "gottgewollte" Hierarchie der Gesellschaft. "Der Herr schuldet den Untertanen Schutz und Hilfe. Diese aber schulden dem Herrn Gehorsam und verschiedene Abgaben, welche in Geld oder Naturalien entrichtet werden."

 

 

 

 

So war der Hof Marnach der Herrschaft einer adeligen Oberschicht unterstellt, zuletzt der Herrschaft Clerf. Der Landesherr hatte diese Oberschicht mit politischen, verwaltungsmäßigen, richterlichen und gesellschaftlichen Vorrechten ausgestattet. 

 

Die adelige Oberschicht hatte eine eindeutige  Vorzugsstellung gegenüber den anderen Schichten. Daraus ergab sich eine nach modernen Rechtsbegriffen kaum zu verstehende Mischung von angemaßter Willkür und patriarchalischer Fürsorge.


Abb.: Engel als Gewölbe-Schluss-Stein in der Kirche Munshausen mit dem Wappen der Herrschaft Clerf  (Foto Pierre Conrad)

 


Proteste

Die Leute von Marnach waren längst nicht immer einverstanden mit den anmaßenden Forderungen der Herrschaft, die oft Prozesse zu führen hatte, weil ihre Untertanen unberechtigte Abgabeforderungen verweigerten und gegen ungerechte Handlungen rebellierten. So führten die Einwohner von Marnach beim Schlossherrn der Freiherrschaft Clerf Klage über einen Amtmann, der für sich selbst Frondienste forderte, die die Leute nicht leisten wollten. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Abbildung: Bauern bei der Fronarbeit auf den Feldern. 

Sie waren sowieso schon verpflichtet, für die Clerfer Herrschaft zu jedem Hochfest ein "Fuder Holz zum Clerfer Schloß zu fahren, die Eigenleuth mußten Dünger ausfahren, Heu und Früchte des Herrn wie Korn (Roggen oder Heidekorn = Buchweizen, Hafer) einfahren, das sie vorher schneiden mußten."

Am 27. September 1635 antworteten die Schlossherrn von Namur aus in franz. Sprache, die Marnacher hätten keine anderen Frondienste zu leisten als die, zu welchen sie seit jeher verpflichtet waren. Es unterzeichneten Claude Lannoy, "comte de Lamottry", Claudine von Eltz und Jakob Christophe von Wangen, Herr von Clerf.

Nach dem Jahrgeding vom 11. Januar 1742 sprachen sämtliche Untertanen des Hofes Marnach den Wunsch aus, nicht länger mehr "Mundkosten" (Verpflegung) zu bekommen, wenn sie ihre Schafftfrüchte im Schloß Clerf abliefern mussten. Sie wollten dafür lieber die Begnadigung eines Schaffthuhns jährlich eintauschen, d.h. ein Huhn weniger an die Herrschaft abliefern müssen. Diese Bitte wurde ihnen gewährt.


 

Der ausgebeutete Bauer


Diese Karikatur aus dem 18. Jh zeigt einen tiefgebeugten Bauern bei seiner mühevollen Feldarbeit mit der Hacke, der auf seinem Rücken einen Adligen und einen Geistlichen (Prälaten) schleppt

Obendrein fressen ihm noch die Kaninchen den Kohl vom Acker, die Krähen picken seine Körner auf dem Feld. Eine Anspielung auf die Steuern und die Abgaben in Geld und Naturalien, die aller sozialen Gerechtigkeit spottend fast ausschließlich auf den Ärmsten, dem Dritten Stand (Handwerker und Bauern), lasteten. 

Adel und Geistlichkeit zahlten kaum, erhielten vielfach sogar noch Pensionen oder Leibrenten. 

Abbildung: Die Last des Dritten Standes

 

Verachtung von Arbeit der Bauern und Handwerker und fehlendes technisches und ökonomisches Verständnis machen den Adel dem Wirtschaftsleben gegenüber verständnislos. Sein Betätigungsfeld, Jagd und Kriegsführung, verursacht zudem erhebliche wirtschaftliche Störungen. Es bewirken die Hetzjagden nicht selten beträchtliche Ernteverluste, weil nämlich Bauern die Treiber zu stellen hatten, und damit ihre Tätigkeiten auf Äckern und in Ställen vernachlässigen mussten, aber das Wild auf ihren Äckern nicht jagen und selbst behalten durften.

Die Aristokratie und der geistliche Stand sind nicht genug an der Erwirtschaftung von Überschüssen (z.B. zur Vorratshaltung und zur Produktivitätssteigerung) und an Investitionen und Innovationen interessiert, sondern suchen sich zunehmend in Luxus für Wohnung, Kleidung, Nahrung, Festen und Waffen gegenseitig zu überbieten, um mit Ansehen auch Macht zu verbinden. Auch der Klerus, der die "vita activa" lehrt, ohne sie selbst zu praktizieren, verachtet das tätige Leben der Bauern und imitiert mit seiner Sammlung von Pfründen, seiner Prachtentfaltung in Bauten, Festlichkeiten, Textilien, Gold- und Silbergegenständen seinerseits das Leben des Adels. 

Die Klöster, die sich mit Chroniken, Hagiographien und Bibliotheken beschäftigen, bringen dem "opus aedificiale", dem Bau und der Ausschmückung von Kirchen und Klöstern mehr Interesse entgegen als dem "ora et labora". Schwere und schmutzige Arbeiten bleiben den "Laienbrüdern" im Haus überlassen. Handwerker und Künstler finden durch die Bauaktivitäten und die Kunstsammlungen des Klerus zwar Arbeit, haben jedoch aus wirtschaftlicher Sicht selten einen Nutzen davon. (nach Wikipedia)


 

Der Bundschuh

 

 

Sonne der Gerechtigkeit,
gehe auf zu unsrer Zeit!
Erbarm dich, Herr!
(um 1530)

 

Schon im 15. Jahrhundert war das Lehnswesen zu purem  Feudalismus degeneriert. Der Widerstand der Ausgebeuteten wurde stärker. 


Der Bundschuh, der grobe Schnürschuh des Bauern, mit Riemen zum Festbinden, wurde als Feldzeichen in Bauernaufständen gebraucht als Gegensatz zu den festen Stiefeln der weltlichen und geistlichen Obrigkeit. Der Bundschuh wurde zum Symbol für "Empörung".


Joss Fritz (* um 1470; † um 1525)
kam ursprünglich aus Untergrombach bei Bruchsal im Bistum Speyer. Seine Eltern waren Leibeigene des Bischofs. Als Landsknecht hatte er die Welt kennengelernt, konnte lesen und schreiben und war nach seiner Rückkehr nicht mehr mit der bestehenden Gesellschaftsordnung einverstanden angesichts der Not der Bauern.. Als einer der Führer der Bundschuhbewegung  mobilisierte er am Oberrhein zu Beginn des 16.Jahrhunderts Obrigkeiten gleichermaßen wie Untertanen und organisierte  mehrere Bauernaufstände im Zeichen des Bundschuh. Die Losung war: „Wir können von den Pfaffen nit genesen“ 

 


 

In der Kirche herrschten erhebliche Missstände – viele abwertend "Pfaffen" genannte Geistliche führten ein ausschweifendes Leben. Sie profitierten von Stiftungen und Erbschaften der reichen Bevölkerung sowie von Abgaben und Spenden der Armen, trieben schwunghaftem Ablasshandel und kassierten den  Zehnt. - Der Klerus war natürlich gegen jede Veränderung: Die katholische Amtskirche in ihrer  angeblich gottgewollten hierarchischen Struktur lieferte die gedankliche Basis für den Feudalismus; und die kirchlichen Einrichtungen waren in der Regel selbst feudal organisiert – kaum ein Kloster existierte ohne zugehörige Dörfer. 

Die Protestanten Zwingli in Zürich sowie Calvin in Genf vertraten öffentlich die Ansicht, dass jeder Mensch auch ohne die Vermittlung der Kirche seinen Weg zu Gott und seinem Seelenheil finden könne. Nach 1525 verlor der Protestantismus seinen revolutionären Geist und festigte, auch von Luther unterstützt, die herrschenden gesellschaftlichen Verhältnisse mit dem Glaubenssatz „Seid untertan der Obrigkeit“.


 

Die Bauern selbst wollten vor allem ihre altüberlieferten Rechte wieder herstellen. Das „Alte Recht“, ein mündlich überliefertes Recht, wurde von den Grundherren zunehmend frei interpretiert oder vollkommen ignoriert. Seit Jahrhunderten bestehende Allmenden wurden enteignet und gemeinschaftliche Weide-, Holzschlag-, Fischerei- oder Jagdrechte beschnitten oder abgeschafft.

Die Bauern wollten ein menschenwürdiges und gottesfürchtiges Leben führen. 
Wirtschaftliche Probleme, häufige Missernten und der Druck der Grundherren führten immer mehr Bauern in die Hörigkeit und weiter in die Leibeigenschaft, woraus wiederum zusätzliche Pachten und Dienstverpflichtungen resultieren.

Sie forderten deshalb 

  • die Abschaffung der Leibeigenschaft, 

  • die Verteilung der Kirchengüter an das Volk und 

  • keinen Herrn außer dem Kaiser (statt der unüberschaubaren Vielzahl kleiner Feudalherrschaften).

 

 

"Gott hat kein Ansehen der Person, der Hirte gilt ihm soviel wie der Kaiser, und der Mesner (Küster) soviel wie der Papst... 

Wenn ich das Ganze überdenke, ist Huldigen (= Kniefall vor dem Feudalherrn)  eine gottlose Sache. Du kniest vor einem nieder, gibst dich ihm zu leibeigen und zahlst dafür noch Zins, ... als freies Kind Gottes ...

 

Wer zu einem andern sagt, du bist mir leibeigen, der ist kein Christenmensch. Sie brauchen den Bauern nicht als Bruder, sie brauchen ihn als Sklaven."

Zitat nach Wilhelm Eichner, "Wir können von den Pfaffen nit genesen", Roman der Bauernkriege
Abb.: Abnahme des Lehnseids (1512)

 



Die Zwölf Artikel

Die Forderungen der Bauern nach Milderung der Lasten und Aufhebung der Leibeigenschaft aber rüttelten an den Grundfesten der bestehenden Gesellschaftsordnung. Sie  beeinflussten vermutlich später auch Die Zwölf Artikel, Forderungen der Bauern im deutschen Bauernkrieg (siehe unten!)

Am 27. Februar 1525 kamen in Memmingen die Bauern aus 27 schwäbischen Dörfern zusammen,, um ihre Klagen gegen die Willkürherrschaft des Adels und der Geistlichkeit zu formulieren. Dem Memminger Kürschnergesellen Sebastian Lotzer, einem bibelfesten Mann, fiel die Aufgabe zu, möglicherweise zusammen mit dem Prediger Christoph Schappeler, die fast unzähligen Beschwerden und Forderungen zusammenzufassen und aus der Heiligen Schrift abzuleiten. Seine 12 Artikel verbreiteten sich wie ein Lauffeuer. 

Der 4. Artikel prangerte einen Missstand an, der manche Bauern mehr bedrückte als die hohen Abgaben oder die häufigen Dienste für die kirchlichen und weltlichen Herren: das Verbot der Jagd. In manchen Regionen wurde der Artikel 4 noch mit einem Zusatz versehen, um auch den großen  Schaden anzuprangern, den das Wild auf den Äckern verursachte. Aber selbst die geschickte Argumentation half den Bauern nichts. Wer ein Reh oder einen Hirschen ohne ausdrückliche Erlaubnis schoss,  musste mit einer grausamen Strafe rechnen.

Trotz der moderaten Formulierung dieser Artikel kann ihr revolutionärer Charakter kaum übersehen werden. Sie wurden zum Manifest aller Aufständischen. Heute gilt diese Schrift als eine frühe Dokumentation von Grundrechten. Auf uns wirken sie modern und demokratisch, die damaligen Feudalherren werden sie als anmaßend und aufrührerisch empfunden haben, weil sie ihnen ungelegen kamen. 

Diese 12 Artikel leben aus demselben Geist wie die englische Magna Carta von 1215, die Amerikanische Bill of Rights aus dem Jahr 1689 - (We the people – Wir das Volk) und die Ideen der bürgerlich-demokratischen und nationalen Erhebungen in weiten Teilen Mitteleuropas im 18. und 19. Jahrhundert.. 

 

        Die Zwölf Artikel 
             Forderungen der Bauern im deutschen Bauernkrieg 1525  

  1. Jede Gemeinde soll das Recht haben, ihren Pfarrer selbst zu wählen oder abzusetzen, wenn er sich ungebührlich verhält. Der Pfarrer soll das Evangelium einfach und klar ohne alle Zusätze predigen, da in der Schrift steht, dass wir durch den wahren Glauben allein  zu Gott kommen können.

  2. Die Kornsteuer soll für die Bezahlung des Pfarrers und für die Armen verwendet werden. Die Viehsteuer soll abgeschafft werden, weil davon nichts in der Bibel steht.

  3. Bisher war es der Brauch, dass man uns als Leibeigene gehalten hat. Das ist bejammernswert! Wo uns doch Christus alle mit seinem kostbaren Blut erlöst und erkauft hat, den armen Hirten genau so wie den Kaiser, er hat keinen ausgenommen. Darum kann man aus der Heiligen Schrift lesen, dass wir frei sind und sein wollen.

  4. Es ist unbrüderlich und dem Wort Gottes nicht gemäß, dass der arme Mann nicht das Recht hat, Wildbret, Geflügel und Fische zu fangen. Denn als Gott der Herr den Menschen erschuf, hat er ihm Gewalt über alle Tiere, den Vogel in der Luft und den Fisch im Wasser gegeben.

  5. Allein die Grundherren besitzen mittlerweile die Wälder. Wenn der arme Mann Bau- und Brennholz braucht, muss er es für den doppelten Preis kaufen. Es sollen daher alle ehemaligen Gemeindewälder wieder an die Gemeinde zurückgegeben werden, damit jeder seinen Holzbedarf  daraus decken kann.

  6. Die Frondienste der Bauern werden immer umfangreicher und von Tag zu Tag mehr. Man soll sie auf ein erträgliches Maß reduzieren, so, wie sie unsere Eltern früher gemäß dem Wort Gottes zu leisten hatten.

  7. Der Grundherr soll den Bauern die Frondienste nicht über das ursprünglich festgesetzte Maß hinaus erhöhen. 

  8. Viele Bauern können die Pachtabgabe nicht aufbringen. Zuverlässige Leute sollen diese Anwesen besichtigen und eine angemessene Pacht neu festsetzen, damit der Bauer seine Arbeit nicht umsonst tue. Denn ein jeglicher Tagelöhner ist seines Lohnes würdig.

  9. Es werden stets neue Satzungen gemacht und die Strafen bei der Verurteilung nach Belieben willkürlich erhöht. Wir sind der Meinung, man müsse sich an das schriftlich niedergelegte  Strafmaß  halten, und nicht nach Gunst und Laune urteilen.

  10. Etliche haben sich Wiesen und Äcker aus Gemeindebesitz angeeignet, Land, das allen zur Verfügung stehen soll. Das wollen wir wieder gemeinsam bewirtschaften und besitzen..

  11. Nimmermehr sollen Witwen und Waisen durch Abgaben beim Tod des Bauern noch ärmer gemacht werden. Das ist gegen Gottes und ehrbarer Mitmenschen Willen.

  12. Dies ist unser Beschluss und unsere endgültige Meinung. Wenn einer oder mehr der hier gestellten Artikel dem Worte Gottes nicht gemäß sind oder eine Last für unsere Mitmenschen ..., auf diese Artikel wollen wir verzichten, wenn man es uns auf Grund der Schrift erklärt. 

Übertragung vom Deutsch der Lutherzeit in die Sprache der Gegenwart: Marlies Niehues

 

 


 

 

Bevor die Bundschuh-Verschwörung nachhaltig wirksam werden konnte, wurde sie aber an den Bischof von Speyer verraten. Die Folgen für die Verschwörer waren hart. Schätzungen zufolge haben allein durch die Niederschlagung der verschiedenen Aufstände etwa 100.000 Bauern ihr Leben verloren, viele von ihnen nach erbarmungslosen Martern und grausamen Foltern. 

Joss Fritz konnte immer wieder entkommen, später verliert sich seine  Spur. Er zählt ohne Zweifel zu den wichtigen Personen in der Geschichte der Bauernaufstände. Er suchte  "nichts als die Gerechtigkeit Gottes ... "

                                                                   
                                                                      Holzschnitt
von Albrecht Dürer: Joss Fritz      

 

Joss Fritz?
Spuren im Niemandsland,
zerronnen, vergessen, verweht ...
Die Straße ist geblieben und der Wind
und die Sehnsucht
nach der göttlichen Gerechtigkeit ...

                 

In den folgenden 300 Jahren verschlechterte sich das Los der Bauern eher noch mehr, doch sie begehrten kaum noch auf. Erst mit der Märzrevolution von 1848/49 (Deutsche Revolution) konnten Ziele durchgesetzt werden, die die Bauern bereits in ihren Zwölf Artikeln 1525 formuliert hatten.

(nach Wilhelm Eichner, "Wir können von den Pfaffen nit genesen", Roman der Bauernkriege, 
"Bayerns böse Buben", Eichborn Verlag, und nach Wikipedia )







Ballade vom Bauernführer Joss Fritz 

oder: Legende von der revolutionären Geduld und Zähigkeit 
und vom richtigen Zeitpunkt.

von Franz-Josef Degenhardt

(...)
Joss Fritz
, gejagt auf allen Straßen, im Weiberrock, am Bettlerarm,
wird Fisch und taucht im Volke unter und wieder auf als Dorfgendarm,
und lernt den Feind und lernt die Schliche, taktiert und reorganisiert
und konspiriert mit Pfaff und Bürger, und mancher Mann sympathisiert.
Den Aufruhr in die Köpfe tragen wie kaltes Feuer, heißes Eis,
geduldig, listig und verschlagen, und warten können, weil er weiß:
Lasst nicht die roten Hähne flattern. ehe der Habicht schreit.
Lasst nicht die roten Hähne flattern vor der Zeit.

(...)
Und als die schönen Sensen glänzten und Morgensterne glänzten mit,
und als der Hammer Helme knackte, und als die Sichel schneller schnitt,
und als die schönen Schlösser brannten, und als der Bischof Gnade bat,
und als die Reiterheere flohen und Mauern brachen vor der Stadt,
da ging die Saat auf, die er säte im schönen Nachtigallenmai.

Und zieht dahin, der helle Haufe, Joss Fritz ist irgendwo dabei
und lässt die roten Hähne flattern beim hellen Habichtschrei,

und lässt die roten Hähne flattern 
und war dabei
und ist dabei.

Hervorhebungen: M N

 

Anmerkung:
Während der Bauernkriege war der Hahn ein Symbol des Widerstandes gegen klerikale und adlige Unterdrückung. Die Bauern sangen schon 1525: »Setzt aufs Klosterdach den roten Hahn«, was konkret bedeutet: "Steckt das Kloster in Brand!"


 

... da ging die Saat auf, die er säte

  • Die Bürgerrevolutionen am Ende des 18. Jh. in Marnach und Luxemburg, 

  • die franz. Revolution von 1789 mit der Nationalversammlung, 

  • die feierliche Abschaffung aller Feudalrechte und Privilegien ohne Entschädigung, 

  • die Zugehörigkeit Luxemburgs als Wälderdepartement zu Frankreich von 1794 bis 1815, 

befreiten die Bauern von der Herrschaft Clerfs, samt der Willkür des Adels über Höfe, Grundrechte und Fronen. 

 


< Zählungen erzählen

Fronen und Feiern>

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