Die Familie und was dazugehört


Güsken im Nähzimmer

 

 

"Der Verschleiß an Schuhzeug und Kleidern war bei uns Kindern besonders groß. Um die  Wäsche und die Kleider instandzuhalten, erschien regelmäßig bei uns Auguste REINHARD, Güsken genannt. Als sie bei MARNACHs anfing, war sie ein Mädchen von 20 Jahren, blond, zierlich und hübsch. Sie und ihre Geschwister hatten früh die Eltern verloren. Sie blieb ledig, weil sie als alleinerziehende Mutter für ihr Kind und für ihren jüngeren Bruder Otto sorgte und ihm später den Haushalt führte. 

 

Hausmädchen in der Mangelstube. Man sieht die Wäschemangel (links), auf dem Tisch das große Bügeleisen, vorn den Korb mit sauberer Wäsche, im Hintergrund ein Stuhl zum Ausruhen. 
(aus "5.000 Postkarten aus der Zeit um 1900" von The Yorck Project)


 

Ihr Platz war im Nähzimmer, neben der Mangelstube im obersten Stockwerk. Hier arbeitete Güsken mitunter wochenlang. Was sie dafür außer der Kost bekam, weiß ich nicht. Es dürfte höchstens 8 bis 10 Mark für die Woche gewesen sein, bekam doch damals ein Dienstmädchen 20 bis 25 Mark monatlich als Erstmädchen." 

 

Abb.: Nähzimmer,  http://www.daserste.de


 

Aus dem Lohnbuch  (Verdienst pro Monat)

Koch --- 25,00 Mark
Stallbursche/Hausbursche --- 21,00 Mark
Stubenmädchen --- 19,00 Mark
Hausmädchen --- 11,00 Mark
Küchenmagd --- 3,50 Mark

Für alle Bediensteten sind Kost und Logis frei.


 

Freizeit

Die Dienstboten hatten kaum Zeit für sich, sondern mussten den ganzen Tag verfügbar sein. Offiziell stand ihnen alle zwei Wochen sonntags ein halber Tag Freizeit zu, einen Urlaubsanspruch hatte das einfache Gesinde um 1900 jedoch nicht. Ob sie tatsächlich frei hatten, hing von den Plänen und Bedürfnissen der Herrschaft ab. Wenn für den Sonntag ein Fest geplant war oder eine Reise bevorstand, mussten die Dienstboten meist auf ihren freien Tag verzichten.

Wer zuerst aufsteht, muss die anderen wecken, nur: wie ist derjenige selbst wach geworden? Wecker – Uhren überhaupt – waren um 1900 noch sehr teuer, so dass längst nicht in jedem Zimmer einer stehen konnte. Als es noch keine Wecker gab, übernahm der Nachtwächter auf seiner letzten Runde das morgendliche Wecken bevor er selbst schlafen ging.


Aus http://www.daserste.de/abenteuer1900 


 

 

 

Seinerzeit wird die Nähmaschine immer beliebter. Maria MARNACHs Kommentar dazu: "Das Ding näht so schnell wie der Teufel! Und was du einmal genäht hast, kriegst du dein Lebtag nicht mehr auf!"

 

 Nähmaschine , Foto aus http://www.daserste.de/abenteuer1900 


 

12 Paar Schuhe!

"Unsere Schuhe wurden von einem selbständigen Handwerksmeister, dem Schuster TRIPPE in eigener Werkstatt hergestellt. Er wohnte auf dem Aplerbecker Holz. Er hatte einen großen Obstgarten. Das Schuhwerk war aus Rindsleder und hielt entsprechend lange. 

Jeden Morgen waren 10-12 Paar Schuhe zu putzen. Für diese mühselige Arbeit, - zumal es noch keine Schuhcreme gab, sondern trockene Poliermasse, die man erst befeuchten mußte, - kam von der Fabrik schon um 6 Uhr früh ein Lehrling, der diese Arbeit erledigte. Ich erinnere mich, daß einstens Heinrich HARBODT diese Putzerei machte. Er errichtete später in Sölde seine eigene Gießerei und Maschinenfabrik, in der Zeit, als die Hütte still gelegt wurde."

Foto: Er putzte die vielen Schuhe???  aus http://www.daserste.de/abenteuer1900 

12 Paar Schuhe


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