Prolog

Die Ortschaft Marnach
in den Luxemburger Ardennen

Grafik: Die Luxemburger Ardennen, das Ösling . Für mich der schönste Teil des Landes.

Luxemburg ist das Herz Europas, gelegen zwischen Frankreich im Süden, Belgien im Norden und Westen, und Deutschland im Osten. Es ist ein unabhängiger Staat, eine konstitutionelle Monarchie. Seine 450 000 Einwohner sind 3-sprachig mit Lëtzebuergesch als Nationalsprache, Französisch und Deutsch, außerdem meist noch Englisch. 

Im nördlichen Landesteil, den Ardennen, findet man einsame Berghänge, schroffe Felsen und tiefe Flusstäler, und in den Ansiedlungen hübsche Häuser: hier die ernsten vertrauenerweckenden alten Bauernhöfe, da die farbenfroh gestalteten neuen Wohnsitze. Alles passt harmonisch zusammen, ... die Fassadenfarben sind nämlich genehmigungspflichtig! Zum Glück! Sie strahlen in creme oder in erdigen Tönungen von terracotta bis lachs und ocker, fruchtigen Farben wie orange, aprikose, zitrone, oder in hellblau, lavendelblau, himmelblau, sogar in lichten Minttönen, wunderschön! Dazu kommen häufig Fensterstürze in Sandstein und Blendladen in kontrastierenden Farben.

Luxemburg ist ein wohlhabendes Land. Unser Mittelklasse-Auto war weit und breit das bescheidenste, das auf den Straßen des Öslings unterwegs war.

Farbenfrohe Hausfassaden in den Ardennen, Foto Marlies Niehues

In Deutschland kennen wir einige Luxemburger Promis aus dem Fernsehen: Jean Pütz durch die Hobbythek, Jacques Santer als den ehemaligen Präsidenten der Europäischen Kommission, Desirée Nosbusch als Schauspielerin und Moderatorin, Ranga Yogeshwar aus Quarks & Co und Lea Linster als ebenso geschätzte und hochdekorierte wie sympathisch bodenständige Köchin mit journalistischer Begabung.

Fotos aus www.lealinster.lu 

Marnach ist nach dem Baedeker eine der "stillen Ortschaften", die zur Gemeinde Munshausen  http://www.munshausen.lu  im Kanton Clervaux (Clerf) gehören. 

Die Ortschaften sind wirklich so still, dass man kaum jemals einen Menschen auf der Straße trifft, den man ausfragen könnte. Dabei haben wir so viele Fragen! Die wenigen Personen, denen wir dann tatsächlich irgendwo im Land begegneten, waren stets besonders liebenswürdig und hilfsbereit. 

Bewundernswert ist die Selbstverständlichkeit, mit der sie ihre Gedanken in 3 Sprachen formulieren können: in Lëtzebuergesch*, Französisch, Deutsch. Eine ideale Voraussetzung für Luxemburg als "Kulturstadt Europas"! ... Der Akzent, mit dem Luxemburger ihr Deutsch einfärben, ist für mich sehr wohlklingend und sympathisch: Anklänge an Belgisch-Niederländisch, und - zum Glück nur ganz leicht - an Franzosisch. Ich könnte stundenlang zuhören.

*Lëtzebuergesch ist eine deutsche Mundart, aus einem moselfränkischen Dialekt entstanden, die viele französische Begriffe integriert. Beispiel:
 ... ier mir de Plafong op de Kapp fällt - ... ehe mir die Decke auf den Kopf fällt

Der höchste Punkt des Landes liegt ganz im Norden: Burgplatz, 558,35 m, Foto Wilhelm Niehues

In den wilden einsamen Ardennen, im Ösling, Foto Wilhelm Niehues

Der Maler Roger Bertemes aus Clervaux  sagt über das Ösling:

Es ist einfach, ein Land zu lieben, das sich Ösling nennt.
Ich bin dort am 4.7. 1927 in Boevange (Clerf) geboren. Das Ösling ist wie der Vater und die Mutter, die, sogar noch über ihr Grab hinaus, immerfort da sind. Es ist die Wärme einer 'Stuff', die Ruhe einer Landschaft, die Stille des Schnees, die Hitze des Schiefers, der Duft des Ginsters, des Heidekrauts, der Erdschollen ... Eine Erde, die lebt. Wie könnte man sich ihrer Formen, ihrer Farben und ihrer Weiten entziehen ? Ein Instinkt bewegt mich, dieses Land immer wieder zu finden. Es ist einfach, ein Land zu lieben, das sich Ösling nennt.

Der Ort Marnach liegt im rauen Klima der Luxemburger Ardennen (Ösling), ganz nah bei  Clervaux , an einem alten Keltenweg, der im Süden von Trier, der ältesten deutschen Stadt, in nördlicher Richtung Luxemburg durchquert und nach Lüttich in Belgien führt.

Früher gab es hier auf einem Hochplateau den Hof Marnach, also einen Gutshof, genau gesagt Fronhof, samt dem Dorf Marnach. In den Jahren um 1700, 1800 lebten hier viele Familien namens Marnach (s.u.) ... 

Wie es vermutlich damals bei ihnen aussah, kann man heute noch in dem sehr liebevoll gestalteten Ländlichen Dorf-Museum "A Schiewesch" (Bei der Schäferei) in Binsfeld, Kanton Clerf bewundern! Ein Besuch lohnt sich, wenn man einen Blick in die Vergangenheit dieser Gegend werfen will.

Frau in Feiertagstracht und Küche,
zu sehen im Landmuseum 
"A Schiewesch" in Binsfeld, www.museebinsfeld.lu   

Unten: Lageplan des Dorfes Marnach in den 1700ern und Namen der Bewohner,
Zeichnung: Heinz Marnach, Viersen